Kurt Fechner

 Name  Fechner  Kurt Fechner  
 Vorname  Kurt  
 Geboren    
     
 Geboren  10.11.1928  
 Gestorben  05.12.2007  
     
 Ort  Bremerhaven  
 Friedhof  Weserstraße  
 Datum  10.12.2007  
     
 Redner  FREIER REDNER: Uwe Peters  
 Bestatter  Bestattungsinstitut Koop  
 Homepage    

Liebe Angehörige und Freunde
des verstorbenen

Kurt Fechner

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Wir sind hier zusammengekommen zu dieser Trauerfeier aus vielerlei Gründen.

Da ist zunächst unser gemeinschaftliches und traditionelles Erbe. Wenn ein Mensch gestorben ist, zu dem man nähere oder weitere Beziehungen hatte, dann geht man zur Trauerfeier. Das gehört sich so.

Dabei ist es dann fast egal, wie die ganze Sache abläuft.

Bei Ihnen jedoch, den Angehörigen, mit denen ich das Vorrecht hatte persönlich zu sprechen, scheint mir ein ganz persönliches Bedürfnis da zu sein, welches in die Richtung geht, von dem Verstorbenen in einem feierlichen Rahmen Abschied zu nehmen und sein Leben noch einmal zu würdigen.

Sie haben mir viel von dem Verstorbenen erzählt und ich hatte den Eindruck, dass dieses „viele“ in einem inneren Bild in Ihnen fest verankert ist und seinen Tod lange überdauern wird.

Sie haben ein voll eingerichtetes Lebenshaus als geistiges Erbe übernommen und suchen nun nach Möglichkeiten die Fülle seines Lebens, die in Ihnen gespeichert ist, in Ihr weitergehendes Leben sinnvoll einzuordnen.

Der Fremde, der Redner in diesem Falle, soll Ihnen aus seiner neutralen und fremden Sicht dabei behilflich sein, das Leben und den Tod des Verstorbenen aus dem Besonderen und Einzelnen – in den Wissenschaften nennt man diese Methode die induktive Methode – für alle zugänglich zu machen.

Das Leben und der Tod eines Menschen sind ein sich ständig wiederholendes Ereignis, von dem zu erwarten ist, dass es sich eingliedern lässt in den großen Strom des Lebens und des Todes.

Indem wir das Leben und den Tod des Verstorbenen nach dieser Methode bearbeiten (induktiv) nehmen wir besonders seinem Tod die Schärfe und den Schmerz des Verlustes.

Geteiltes Leid ist halbes Leid“, sagt ein Sprichwort und wenn alle so etwas erlebt haben, ist es immer leichter alles zu ertragen.

Indem wir Leben und Sterben des Verstorbenen verallgemeinern, erleichtern und helfen wir damit die persönlich Betroffenen.

Plakativ gesagt würde das so klingen: Wenn Goethe, Albert Schweitzer und Willy Brand sterben mussten, dann tut es nicht mehr so weh, wenn unser Kurtmann – so haben Sie ihn genannt - verstorben ist.

Aber es gibt noch einen zweiten Schritt, den wir tun müssen.

Indem wir das Leben des Verstorbenen verallgemeinern, also induktiv bearbeiten, machen wir es zugänglich als Fundus und als Steinbruch für die Zukunft.

Wir können das Leben des Verstorbenen nicht 1:1 einfach übernehmen. Es ist seine eigene gewordene Individualität. Wir aber haben unsere eigene.

Wir müssen ihn zum „Allgemeinen“ machen, damit wir das für uns herausholen und aufbewahren, was für uns wichtig und brauchbar ist.

In den Wissenschaften wird diese Methode als Deduktion – die Ableitung des Einzelnen und Besonderen vom Allgemeinen – bezeichnet.

Es ist die umgekehrte Methode, die wir eben besprochen haben.

In diesem Sinne schrieb der englische Dichter William Wordsworth (07.04.1770 – 23.04.1850).
Ich möchte den Geist der Vergangenheit für zukünftige Heilung einbalsamieren.

Und noch ein Zitat. Italo Svevo schrieb im Anfang des 20. Jahrhunderts (19.12.1861 – 13.09.1928):
Die Vergangenheit ist immer neu. Sie verändert sich dauernd, wie das Leben fortschreitet. Teile von ihr, die in Vergessenheit versunken schienen, tauchen wieder auf, andere wiederum versinken, weil sie weniger wichtig sind.
Die Gegenwart dirigiert die Vergangenheit wie die Mitglieder eines Orchesters. Sie benötigen diese Töne und keine anderen.
So erscheint die Vergangenheit bald lang, bald kurz. Bald klingt sie auf, bald verstummt sie. In die Gegenwart wirkt nur jener Teil des Vergangenen hinein, der dazu bestimmt ist, sie zu erhellen oder zu verdunkeln.

Das Obst, welches unsere Mütter im Herbst jeden Jahres eingemacht haben, musste haltbar gemacht werden. Heute übernimmt die Gefriertruhe diese Arbeit.

Die Geschichte des Verstorbenen haltbar machen, gelingt nur mit der induktiven Methode, indem wir ihn zu einem „Herrn jedermann“ mit einigen besonderen Merkmalen machen.

Wenn wir dann seine Hilfen und Anleitungen, seine Ratschläge und Techniken im konkreten Fall benötigen, kann das nur mit der deduktiven Methode gelingen. Weil er dieses und jenes so und nicht anders gemacht hat, hat er uns ein Modell gegeben, dem wir folgen können.

Odo Marquard hat den für jede Trauerfeier entscheidenden Satz geprägt:

Zukunft braucht Herkunft

 

Kurtmann ist unumgänglich für Ihre Zukunft.

Wenn er für Ihre Zukunft eine Grundlage sein soll, müssen wir ihn verallgemeinern. Sein Einzelsein und seine Individualität können wir nicht nachleben. Wir selbst sind Einzelne und individuell. Wollten wir in seine Haut schlüpfen, würden wir uns selbst verraten.

Nur wenn wir ihn verallgemeinern, kann er dann Ratgeber, Beistand und Hilfe für unsere – Ihre – eigene und individuelle Zukunft sein.

In diesem Prozess der Verallgemeinerung – in dieser Metamorphose - von dem Einzelnen und Individuellen zum Allgemeinen und davon zurück zur Ihrem besonderen und individuellen Leben in der Zukunft, kann dann das geschehen - wenn dieser Prozess korrekt verläuft - was der große Psychotherapeut Milton Erickson in einer therapeutischen Situation so ausdrückte:

„Niemand ist zu alt, als dass er nicht eine glückliche Kindheit gehabt haben kann.“
 
Ich fasse zusammen:
Das Leben ist auf die Zukunft hin ausgerichtet. Die Mediziner sagen: „Es gibt für diesen Patienten keine Hoffnung mehr“, und meinen damit, dass er bald sterben wird.Leben ist grundsätzlich Hoffnung und hat nur eine Richtung, die, die in die Zukunft hineinführt. Wenn wir uns mit einem verstorbenen Menschen intensiv beschäftigen, dann immer unter dem Blickwinkel der Hilfe für die Zukunft. Wenn wir also zurückblicken, dann tun wir das immer mit dem Motiv: „wie können wir den Befund des Rückblickes für unsere Zukunft gebrauchen?“
 
Das wollen wir jetzt näher untersuchen anhand seines konkreten gelebten Lebens.

Teil 2: Würdigung des Verstorbenen

 
Am 28.03.1917 ist Kurt Fechner in Schwiebus, Mark Brandenburg, zu uns in diese Welt gekommen. Er war das älteste von insgesamt 5 Kindern. Von seinen nachgeborenen Geschwistern Grete, Günter, Werner und Erika leben noch Günter und Erika und trauern um ihren großen Bruder.
 
Nach seiner Schulzeit in Schwiebus erlernte er den Beruf des Maschinenschlossers. Die damals überlange Lehrzeit in diesem hochspezialisierten Beruf gab ihm die Chance, den RAD zu umgehen und sich gleich freiwillig bei der Marine zu melden.
 
Aus seiner Marinezeit sind seine besonderen Schiffe das Linienschiff „Schlesien“ und der Hilfskreuzer „Thor“, der gegen Ende des Krieges in Japan versenkt wurde.
Der „Handelsstörkreuzer 4“ war ein umgebauter Bananendampfer und machte seine erste Kaperfahrt unter Kapitän Otto Kähler und die zweite Fahrt unter Kapitän Günther Gumpich.
 
Auf seinen zwei Fahrten versenkte die „Thor“  insgesamt 148 640 BRT Schiffsraum speziell im Südatlantik.
Nach seiner Rückkehr nach Deutschland wurde er für den Rest des Krieges auf Minensuchern eingesetzt.
 
Auch wenn er laufend im Einsatz war, für seine Ingelore musste immer etwas Zeit zu erübrigen sein. Er hatte die junge, wunderschöne und attraktive Ingelore Peters als Zivilangestellte und Sekretärin an der Marineschule kennen- und lieben gelernt.
Am 24.11.1943 haben sie in Wesermünde ihren Bund für ein langes gemeinsames Leben geschlossen, den dieser Tod nun  für immer geschieden hat.
 
Ihnen ist der nun um den Vater trauernde Sohn Wolfhard (27.06.1944) geboren.
 
Nach kurzer Internierung arbeitete er bei den Amerikanern und als Bahnpolizist, bis er Anfang der 50er Jahre bei der LSUB auf unter US-Flagge fahrenden Minensuchern als Leitender Maschinist eingesetzt wurde.
 
Als 1956 die Bundeswehr sich wieder neu konstituiert hatte, war er als Mann der ersten Stunde mit dabei. Er fuhr als Leitender Maschinist auf verschiedenen Schiffen der Bundeswehr und übernahm später auch unterschiedliche und wichtige Funktionen an Land. Sein Sohn erinnert sich an die verschiedenen Dienstorte wie Wilhelmshaven, Bremerhaven, Cuxhaven und Kiel.
 
1969 wurde er von der Bundeswehr als Hauptbootsmann pensioniert. Doch der aktive Mann wollte nicht den totalen Ruhestand. Er arbeitete ca. 20 Jahre bei verschiedenen Firmen, wie z.B. Farbwerke Steuerrad und die Fischverarbeitung Ifico (Internationale Fischhandels-Company mbH).
 
Mit dem Beginn der 90er Jahre war endgültig Schluss mit der Arbeit.
 
Sie haben in Ihrem Bericht über Ihren Vater seine besonderen Interessen klar gegliedert.
Er war sehr interessiert, welches die Aktualitäten der Zeit waren. Über Tageszeitungen und Wochenzeitschriften informierte er sich lesend, wie er es lebenslang gewohnt war.
 
Das Fernsehen erweiterte seine Interessen in Richtung Hobby und Kurzweil. Dazu gehörten Sport und besonders Tiersendungen. Schließlich hatte er selbst 15 Jahre lang den kleinen Münsterländer „Don“ im Hause.
 
Er war ein wirklicher Tierfreund, der auch mit Tieren umzugehen verstand. Seine große Liebe und Fürsorge für die Tiere uferte nie in Tierschwärmerei aus, sondern als alter Hauptbootsmann war er geradezu prädestiniert mit absoluter Autorität und großer Tierliebe alle Tiere, die mit ihm in nähere Verbindung kamen, sofort als gehorsame Freunde zu gewinnen. Seine Schwiegertochter hat ihn oft um diesen Bezug zu den Tieren beneidet.
 
Der geistig rege Mann fuhr bis Mitte September 2006 noch selbst sein Auto.
 
Und natürlich vergaß er niemals seine Herkunft in Form seiner alten Marinekameraden. Besonders seinen alten Freunden vom Hilfskreuzer „Thor“ blieb er bis zu seinem Tode verbunden.
 
Der immer kerngesunde Mann musste es zu seinem Leidwesen erleben, dass auch der gesundeste Körper altert.
 
Mit seiner Ingelore zog er dann doch endgültig in das Heim nach Lintig. Sein gesundheitlicher Abbau umfasste wesentlich seinen Körper, während der gesundheitliche Abbau bei seiner geliebten Ingelore, dieser ehemaligen „Dame von Welt“ stärker die Hirnfunktionen angriff.
 
Am 05.12.2007 ist er auf seine letzte Reise gegangen, von der es keine Wiederkehr mehr gibt.
 
Teil 3:Abschied
 
Wir müssen Abschied nehmen.
 
Dazu ist es notwendig, dass Sie alle Ihren Frieden mit dem Verstorbenen machen. 
Eine Alternative dazu gibt es nicht.
 
Während Sie das bei sich selbst bedenken und beschließen, werde ich dem Verstorbenen einen Text aus meinen Unterlagen widmen:

 

Mein Bekenntnis

Meine Kirche ist die Welt
und mein Dach das Himmelszelt.
Mein Friedhof ist die See,
die mich schützt - bei Sonne und im Schnee.

Meine Orgel ist der Wind,
die mal zart, mal stark erklingt;
manchmal auch mit Sturmesbrausen
mich erreicht - auf See - dort draußen.

Meine Kerzen sind die Sterne,
die mir leuchten aus der Ferne.
Und die Sonne ist mein Licht,
das durch alle Trauernebel bricht.

Meine Tränen sind der Regen,
der sich auswirkt wie ein Segen,
und die Wolken der Trübseligkeit
verwandelt in die große Fruchtbarkeit.

Meine Kränze sind das "Stirb und Werde"
mit den Schleifen meiner Zeit.
Meine Blumen stehen hier
als herrliche Erinnerung mit Dir.

Mein Ziel ist die Unendlichkeit,
die ist - wie das Meer - so weit!
Uwe Peters

 

 
Nachdem wir unseren letzten gemeinsamen Weg mit dem Verstorbenen gegangen sind, betten wir nun Kurt Fechner, der zu uns am 28.03.1917 in diese Welt gekommen ist und am 05.12.2007 für immer von uns dorthin zurückging, woher er zu uns kam, zu seiner letzten Ruhe.
 
Wir wollen nicht klagen, weil wir ihn verloren haben, sondern dankbar sein dafür, dass wir ihn unter uns hatten.
 
Wir wollen ihn mit Blumen und Erde zudecken, damit niemand seine Ruhe stört.
 
 
Ruhe in Frieden.
verstorbene