Name | Lüdicke | ||
Vorname | Heinz | ||
Geboren | |||
Geboren | 26.06.1920 | ||
Gestorben | 20.03.2010 | ||
Ort | Bremerhaven | ||
Friedhof | Friedhof Lehe III | ||
Datum | 30.03.2010 | ||
Redner | Uwe Peters | ||
Bestatter | Bestattungsinstitut Koop | ||
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Liebe Freunde
des verstorbenen
Heinz Lüdicke
Wir verabschieden uns hier in dieser Trauerfeier von einem Menschen, der knapp 90 Jahre unter uns gelebt hat, und von dem wir fast nichts wissen.
Unsere Ansprechpartnerin Frau Frieda Metzler, die um ihn trauert, sagte mir in unserem Telefonat: „Er hat nie über sich gesprochen. Ich weiß nichts über ihn. Ich konnte besser laufen als er und da habe ich ihn öfter besucht in seiner Wohnung. Wir waren viele Jahre bekannt miteinander.
Ob er einen Beruf hatte, weiß ich nicht. Ob er überhaupt mal gearbeitet hat, weiß ich auch nicht. Er hat nichts gesagt.
Er hat wohl auch mit einer Frau zusammengelebt und dann mit einer andern. Aber mehr weiß ich nicht. Er hatte keine Familie.
Er hat wohl was geerbt von seinen Eltern und war sehr genau mit seinem Geld. Seine Mutter hat sich wohl selbst vergiftet.
Er war sehr eifersüchtig. ich durfte nicht mit anderen reden. Von seinem Schwimmen hat er viel erzählt. Er ist als Einzelkind aufgewachsen. Er mochte immer sehr gerne Schokolade, aber zuletzt wollte er auch die nicht mehr.
Er hat gelebt.“
Das Bestattungsinstitut Koop hat auch noch herausbekommen, dass er als Ermittler gearbeitet hat. Das Finanzamt kennt Ermittler und auch das Arbeitsamt. Am Besten bekannt sind die Ermittler von Strafverfolgungsbehörden wie Polizei und Zoll.
Weiterhin gibt es vage Informationen, dass der Verstorbene als ewiger Junggeselle ein Freund der Frauen war und als sehr lebensfroher Mann galt.
Dieses Wenige sind Informationen, die hier in der Trauerfeier ein knapp 90jähriges Leben beschreiben sollen. Können sie das?
Ja und nein.
Sie können es nicht, wenn wir eine persönliche Beziehung zu dem Verstorbenen gehabt haben. Dann klingen solche Sätze wie hohle Phrasen und Standardleichenreden. Dann kann uns das alles überhaupt nicht befriedigen.
Wenn hier jedoch niemand eine persönliche Beziehung zu dem Verstorbenen hatte – wie es den Anschein hat – dann mögen uns diese Bemerkungen über den Verstorbenen durchaus hilfreich sein, denn sie beschreiben ein allgemeines Leben, wie es schon vor 2500 Jahren im Tanach (Altes Testament), im Buch Kohelet (Prediger) vorgezeichnet ist.
Ich zitiere:
„So gehe hin und iss dein Brot mit Freuden, trink deinen Wein mit gutem Mut; denn dein Werk gefällt Gott.
Lass deine Kleider immer weiß sein und lass deinem Haupt Salbe nicht mangeln.
Brauche das Leben mit deinem Weibe, dass du liebhast, solange du das eitle Leben hast… denn das ist dein Teil im Leben und in deiner Arbeit, die du tust unter der Sonne.“
Kohelet (Prediger) 9, 7 – 9)
Diese allgemeine Zusammenfassung eines geglückten Lebens hat bisher 2500 Jahre überdauert und ist aktuell wie in allen Jahren zuvor.
Blaise Pascal (1623 – 1662) war ein genialer Mathematiker, Philosoph und tief religiöser Schriftsteller. Er schrieb: „Wie die Mode bestimmt, was uns gefällt, so bestimmt sie auch das Recht.“ (Pensees 309)
In religiösen und politischen Kreisen war immer das, was die Mächtigen sagten, Recht und Moral. Aber bei den kleinen Leuten und im privaten Bereich hat sich das nie geändert. Dort ist der gute alte Kohelet immer der Maßstab für ein gutes Leben geblieben.
Auf Grund der wenigen Hinweise aus dem Leben des Verstorbenen können wir gemeinsam zu der Überzeugung kommen, der Verstorbene hat ein gutes Leben gehabt und das ist in Ordnung so.
Abschied
Wir müssen Abschied nehmen.
Dazu ist es notwendig, dass Sie alle Ihren Frieden mit dem Verstorbenen machen.
Während Sie das so still bei sich selbst entscheiden, werde ich dem Verstorbenen einen Text aus den Gedichten von Carl Weitbrecht widmen:
will ich leise gehen,
keine Hand mehr drücken,
nimmer rückwärts sehn.
In dem lauten Saale
denkt mir keiner nach,
dankt mir keine Seele,
was die meine sprach.
Morgendämmrung weht mir
draußen um das Haupt,
und sie kommt, die sonne,
der ich doch geglaubt.
Lärmt bei euren Lampen
und vergesst mich schnell!
Lösche, meine Lampe!
Bald ist alles hell.
Nachdem wir unseren letzten gemeinsamen Weg mit dem Verstorbenen gegangen sind, betten wir nun
Heinz Lüdicke,
der am 26.06.1920 zu uns in diese Welt gekommen ist und uns am 20.03.2010 für immer wieder verlassen hat, zu seiner letzten Ruhe.
Er ist dorthin zurückgekehrt, woher er vor knapp 90 Jahren zu uns in diese Welt gekommen ist.
Wir wollen nicht klagen, weil wir ihn verloren haben, sondern dankbar sein dafür, dass wir ihn unter uns hatten.
Ruhe in Frieden.